Intrapreneurship im Alltag: Was funktioniert, was nicht?

Wie sieht eigentlich die Alltagsrealität in deutschen Unternehmen aus, wenn versucht wird internes Unternehmertum und Verantwortungsübernahme zu fördern? Natürlich gibt es darauf keine allgemeingültige Aussage und jede Beschreibung dazu bleibt ein subjektives Erleben des Beobachters. Von zwei Beispielen vergangener Projekte möchte ich Dir an dieser Stelle dennoch berichten.

Pauschale Forderung nach mehr Unternehmertum ist wenig sinnvoll

In einem Strategieworkshop eines traditionellen mittelständischen Unternehmens fordert der Geschäftsführer sein Managementteam - alles gestandene Bereichsleiter - dazu auf, künftig mehr als Unternehmer im Unternehmen aufzutreten. Denn eines sei klar: Um in Zukunft erfolgreich zu sein, ist bereichsübergreifende Zusammenarbeit genauso notwendig, wie die Kennzahlen im eigenen Bereich zu erfüllen. Die Reaktion der Teilnehmer im Workshop: Schweigen und leere Blicke. Auch als wir über Anreize gesprochen haben, was ein unternehmerisches Handeln begünstigen könnte, wurde durch geschicktes Vorschieben anderer Agendapunkte der eigentlichen Fragestellung elegant ausgewichen. Zwar konnten wir in dem Workshop über dringend zu treffende Entscheidungen Einigung erzielen, unternehmerisches Denken und Handeln konnten wir jedoch nicht nachhaltig voranbringen.

Im Nachgang zum Workshop habe ich mit verschiedenen Teilnehmern gesprochen. Fragen die sie sich zur Aufforderung des Geschäftsführers gestellt haben waren: „Was habe ich persönlich von einer übergreifenden Zusammenarbeit? Warum soll ich meine sichere und mir hart erkämpfte Komfortzone verlassen, etwas riskieren und mich womöglich angreifbar machen?“

Es mag das falsche Motiv sein, wenn sich Führungskräfte bei Veränderungsdruck zunächst um ihre eigenen Bedürfnisse sorgen. Es ist aber eine häufig vorkommende und menschlich nachvollziehbare Reaktion.

Generell ist es die Frage: Können Führungskräfte oder Mitarbeiter überhaupt dazu aufgefordert werden, mal eben schnell unternehmerischer zu denken und zu handeln? Ich denke, man kann einen Rahmen dafür schaffen und versuchen die Eigenmotivation zu fördern. Wollen muss es aber letztlich jede/r selbst.

Manchmal muss man die Hierarchiestufen überspringen

Ein anderes Beispiel führt mich zurück zu einem ehemaligen Coachee von mir. Er führt als Abteilungsleiter bei einem Automobilzulieferer ein achtköpfiges Führungsteam und darüber eine Gesamtorganisation von knapp über 100 Personen. Er ist in meiner Wahrnehmung ein innovativer, kreativer Kopf, der aus eigener Motivation heraus seine Firma und seine Mitarbeiter weiterentwickeln möchte.

In einem Digitalisierungsprojekt, das von der Geschäftsführung ins Leben gerufen wurde, entsteht die Idee, mehr verwertbare Daten aus der Nutzung von Produktionsanlagen zu gewinnen. Dafür werden im ersten Schritt zwei neue Tablets benötigt. Kostenpunkt unter 1.000 Euro. Trotz seiner Verantwortung hatte der Abteilungsleiter kein zugewiesenes Budget um zwei Tablets anzuschaffen. Auf Nachfrage bei seinem Bereichsleiter erläuterte ihm dieser, dass auch er wiederum erst mit einem Vorgesetzten reden müsse. In dem gleichen Unternehmen werden aber Eigenverantwortung, Innovation und Agilität großgeschrieben. Man könnte es auch ein Lippenbekenntnis nennen. Meinem Coachee dauerte das zu Lange. Als er auch nach über zwei Monaten keine Tablets erhalten hatte, sprach er direkt beim Bereichsleiter IT vor. Dort gab es zufälligerweise einen Budgettopf und die Anschaffung war letztlich recht schnell geregelt.

Bedarf an Unternehmern im Unternehmen ist da. Angestellten Managern die Möglichkeit zu schaffen auch so agieren zu können, ist aber gelinde gesagt oft noch recht hölzern. Es kommt auf jeden selbst an, also auch auf Dich. Willst Du eigenverantwortlicher und selbstbestimmter arbeiten und Themen vorantreiben, die Dir wichtig sind, Dein Team und Deine Firma voranbringen?

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Drei Kompetenzen die einen internen Unternehmer ausmachen

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Darum ist Unternehmertum in Unternehmen so wichtig!